Alte Poststraße 148

Aus Baugeschichte

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47° 4' 11.35" N, 15° 24' 32.51" E


Ehem. Mischanhof von 1717

An der Ecke zur Eggenberger Alle steht dieses zweigeschossige, an der Hauptfassade fünfachsige Gebäude, von der Literatur bisher "im Kern vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammend"; die Inschrift über dem Steinportal zeigt jedoch schon deutlich "1717". Die Front zu Alten Poststraße zeigt als Fassaden-Dekor zwischen den Fenstern an den Jugendstil erinnerne Verzierungen. Die Hausecken sind genutet, die Fenster durch einfache Rahmungen hervorgehoben. Im Inneren ist eine gewendelte Treppe mit schmiedeeisernen Geländer bemerkenswert. In der Richtung zur Straßenecke befindet sich ein Bildstock in Tabernakelform, lt. DEHIO aus dem 19. Jahrhundert (aber schon auf der "Weintazkarte" um 1750 erkennbar), vor Jahren restauriert; die Ansicht von Trost zeigt hier um 1699 eine Art kleinen Pavillon, die Weintazkarte von 1727 lässt auch schon deutlich die Kapelle erkennen (von Alt-Eggenbergern "Pestkreuz" genannt), die Karte von Della Porta hat hier schon 1788 ein größeres Gebäude eingezeichnet. Die Karte von Strnad nennt das große Gebäude an dieser Stelle 1798 "Fanterhoff".

Recherchen zur Geschichte des Gebäudes haben ergeben, dass hier 1788 ein Filial-Kloster der Grazer Dominikaner errichtet worden war. Auf Karten von ca. 1825 ist entlang der Eggenberger Allee schon der "Mischanhof" situiert. Carl Mischan war 1800, aus Leibnitz kommend, als "Brückenkrämer" nach Graz eingebürgert worden. 1830 – 1832 war er stellv. Vorstand des Handelsstandes. Die Indikationsskitze des Franziszeischen Kataster weist 1838 hier einen Joseph Kollmayer als Besitzer aus. Um 1870 scheint eine Barbara Mischan als Besitzerin auf, wohl die Witwe. Nach 1871 wird das Areal von Peter Reininghaus und Mitbesitzer erworben. Die Wirtschaftsgebäude waren mit Stroh gedeckt. Im Jahre 1875 fand in Graz eine Festlichkeit statt, bei der ein Luftballon mit Heißluft losgelassen wurde. Dem Ballon gefiel es, just sich auf dieses Strohdach niederzulassen, zu zünden und dann selbst in den Flammen umzukommen. Adolf Loos erstellte 1914 im Auftrag von Fritz Reininghaus ein nicht ausgeführtes Projekt für ein riesiges Mietzinshaus auf den damals noch unverbauten "Mischangründen" (die zwischen Asperngasse und Pommergasse lokalisiert werden). 1921 wird hier im Heimatbuch von Erich Engelhart die Faßbinderei Brüder Steger und die Geschichte des Gebäudes beschrieben.

(Nach: Franzisz. Kataster, Indikationsskitze Algersdorf; Engelhart, Eggenberg; Belaj, Handel; Lispky, Visionen)

Kommentare

Das Gebäude ist trotz seiner bedeutsamen Vergangenheit nicht denkmalgeschützt und liegt auch in keiner Altstadt-Schutzzone. Im Weltkulturerbe-Masterplan Schloss Eggenberg liegt das Gebäude aber nicht nur im Korridor der Eggenberger Allee, sondern ist auch als Verbesserungsbereich gekennzeichnet. Derzeit macht die dortige Situation einen völlig verwahrlosten Eindruck, der durch eine "Möblierung" mit einer Würstelbude am besten gekennzeichnet wird. In dem ohnehin schon von gestaltlosen Großbauten zunehmend verunstalteten und durch kürzliche Abbrüche (Villa Raith in der Eggenberger Allee 33) entwerteten Korridor zum Weltkulturerbe Schloss Eggenberg kann nicht im Sinne der Grundsätze der UNESCO sein. Es wird daher dringend angeraten, diese wichtige Einfahrtssituation durch Massnahmen des Denkmalamtes oder der ASVK zu verbessern.

Einzelnachweise

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